Ein paar Gedanken zur aktuellen Krise aus unterschiedlichen Perspektiven
Im Moment geschieht etwas ganz spannendes in Deutschland, Europa, vielleicht sogar in der ganzen Welt. Die Bewegungsfreiheit und damit auch die Wirtschaft wird bewusst zentral heruntergefahren, um vor allem ältere Menschen, chronisch Kranke oder Schwache Mitbürger, teils natürlich auch die Allgemeinheit im Ganzen zu schützen bzw. um möglichst alle medizinisch versorgen zu können.
Vieles was wir bisher vielleicht für unmöglich hielten, geschieht nun einfach. Herunterfahren der globalen Wirtschaft für eine Zeit, Ausgehverbote, körperliche Distanz zu Liebsten Menschen, Homeoffice Arbeit für viele und das Vertrauen der Unternehmer dabei in die Menschen, dass sie selbstverantwortlich zum Wohle des Betriebes zuhause damit umzugehen wissen. Vermehrte Nachbarschaftshilfen, Behörden und Finanzämter als Unterstützungseinrichtungen, Solidarität an vielen Stellen u.v.m. Natürlich bringt eine Krise immer auch die Polarität: die Schattenseiten. Kollektive Ängste, die im Volk systemisch seit Generationen immer noch ganz tief verankert sind wie z.B. zu verhungern, nichts zu haben, ausgeliefert sein, hilflos und abhängig zu sein. Und auch Ängste und Sorgen um die nächste Familie: „Sind sie geschützt? Sozialkontakte weiter zu pflegen, heißt die Familie zu gefährden! Haben wir genug Geld und Essen um durchzukommen? Was ist mit unseren Jobs und der Wirtschaft?“ Und natürlich auch Ego Schattenseiten: „Ich mach mein Ding und treffe wen ich will und wann ich will“; „Warum soll ich mich jetzt in die Schlange stellen? Sind die alle blöd?“; „Du hast mir gar nichts zu sagen an der Kasse, wenn ich viel Klopapier möchte! Sei froh, dass Du Deinen Job noch hast…!“ usw.
Krisenzeiten bringen gespeicherte Ängste, einschränkende Haltungen und emotionale Stressmuster zutage, die gerade jetzt gut sind anzuschauen und zu integrieren, wenn sie da sind. Sowohl kollektive, als auch systemische und individuelle. Das geht über gute Gespräche mit den Nächsten, eigene tägliche Zeit für Kontemplation („Was macht ich da gerade? Was geht in mir vor? Was geschieht da? Was ist der Kern dieser Sache in mir?“) oder auch unterstützende Einzelsitzungen in Psychotherapie oder Coaching. Es sind mittlerweile genug Menschen in der Gemeinschaft, die gut ausgebildet sind und ganz wertvolle Beiträge und Reflektionen in solchen Begleitungen übernehmen können.
Wenn wir die aktuelle Krise noch etwas transpersonaler und globaler betrachten wird aus meiner Sicht klar, dass es um kollektive Lernthemen wie Hingabe, Loslassen, Vertrauen und dabei ein klares stabiles Bewusstsein geht. Ein Bewusstsein, das achtsam, kooperativ, empathisch und klar handeln kann. Seit Jahren erleben wir, wie das Bedürfnis nach Grenzen und Abgrenzung, Differenzierung und der Rückzug aufs Eigene sich verstärken. Beispiele gibt es genug. America First, Grenzzaun zu Mexiko, Brexit, Abgrenzung vor Flüchtlingen und Zäune, die Oststaaten der EU mit ihren Distanzierungen und Einwänden, usw. Ängste werden geschürt. Die Rechten erleben einen massiven Aufschwung. Es wird nach starken Männern und Despoten gerufen, die „endlich“ deutliche Worte finden sollen. Auch wenn diese idiotisch erscheinen und die kaum mehr ihre nun errungene Macht loslassen können.
Und dann kommt da doch so ein Virus und schleicht sich einfach durch. Den interessieren die Grenzen, ob global oder der Länder oder eigenen Egos einfach nicht. Fake News gehen umher, denen ich auch das ein oder andere mal aufsaß. Verwirrung entsteht. Kaum ist etwas von zentral entschieden, wird es angezweifelt oder nachher bewertet. „War es das Richtige? Warum haben die nicht gleich…?“ Man könnte es willkürlich fortsetzen.
Auch jetzt, Rückzug der Staaten auf die eigenen Grenzen. Dichtmachen. Schützen. Scheinbar funktioniert es nur so?
Mein Vorschlag ist folgender: Warum vertrauen wir nicht einfach?
Warum vertrauen wir nicht einfach den Experten, unserer Bundeskanzlerin und ihrem Stab, den gewählten Ministerpräsidenten, Bürgermeistern, Behörden usw., dass sie in guter Abstimmung untereinander zu jedem Zeitpunkt die richtige Entscheidung für uns treffen werden, die sie zu diesem Zeitpunkt treffen können?
Und wir als Kollektiv oder Gemeinschaft, ja jeder Einzelne könnte versuchen mit diesen Entscheidungen zu gehen. Sie wo möglich umzusetzen. Auch wenn es für viele – mich, unsere Familie und unser Unternehmen eingeschlossen – ganz viel Hingabe, Vertrauen und loslassen von bisherigen Gewohnheiten, Autonomiebedürfnissen und Mustern bedeutet, sowie mit der Konfrontation existenzieller Ängste und Emotionen einhergeht.
Das wird nicht leicht. Ich bin überzeugt, dass wir es mit gemeinsamer und gegenseitiger Hilfe und Kooperation bewältigen können. So, dass wir ganz neue neurobiologische Netzwerke aktivieren müssen, zumindest in diesem neuen Kontext. Denn Vertrauensnetzwerke kennen wir alle auch.
Wo die Angst ist, haben Liebe, Kooperation und Vertrauen keinen Raum und Platz.
Lasst uns also ohne Wertung auch all diejenigen unterstützen, die sich gerade in einer Angst befinden. Und das betrifft das ein oder andere Mal natürlich auch uns selbst.
Was könnten wir nun konkret tun?
Erstmal unser eigenes Ego zurücknehmen und aus der inneren Mitte heraus direkt helfen, meine ich.
Hier ein paar Beispiele, die ich mir überlegt habe für den Alltag:
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- Helft den Mitmenschen und Nachbarn. Emotional in einfachen Gesprächen, beim Einkaufen, in der Versorgung und dem Teilen von Notwendigem.
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- Wenn jemand Angst hat, beruhigt erstmal den existenziellen Bedarf. Schenkt z.B. jemand an der Kasse eine Packung Klopapier von Euch, wenn er sich gerade aufregt zu wenig zu erhalten oder nur eine kaufen darf. Ihr werdet es selbst sogar auch eine Zeit ohne Klopapier zuhause aushalten wie z.B. ein guter Teil der Weltbevölkerung täglich auch.
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- Versichert dem Nachbarn, dass er sich jederzeit bei Euch Nudeln, Seife oder sonstiges ausleihen kann oder als Geschenk erhalten kann.
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- Helft den Mitmenschen und Nachbarn. Emotional in einfachen Gesprächen, beim Einkaufen, in der Versorgung und dem Teilen von Notwendigem.
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- Versucht dann im zweiten Schritt vielleicht auch psychologisch Sicherheit aufzubauen durch gute Gespräche, eigene Entspanntheit, zuhören. Vor allem ohne Ironie, Sarkasmus oder gar Zynismus in der Wertung des Verhaltens der anderen Person.
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- Nicht-Wertung von Verhalten ist oft einer der größten Schlüssel zu mehr Empathie, Mitgefühl und dem Sehen des Anderen. Das führt oft auch automatisch zu tieferen Gesprächen und dem lösen von Ängsten durch wertungsfreie Zuwendung.
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- Versucht dann im zweiten Schritt vielleicht auch psychologisch Sicherheit aufzubauen durch gute Gespräche, eigene Entspanntheit, zuhören. Vor allem ohne Ironie, Sarkasmus oder gar Zynismus in der Wertung des Verhaltens der anderen Person.
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- Stärken wir die Menschen voller Dankbarkeit ganz besonders, die gerade voll im Einsatz sind für uns als Gemeinschaft, wo wir können. Zum Beispiel:
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- Alle Helfer in medizinischen und therapeutischen Berufen
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- Ehrenamtliche Helfer, Behörden, Existenzielle Einrichtungen wie Wasserwerke, Kläranlagen, Stromnetze usw.
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- Unsere Handwerker und Dienstleister die die Geschäfte noch aufrecht erhalten
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- Unsere Bauern, Supermärkte, Sicherheitsleute, Verkäufer
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- und einige mehr
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- Stärken wir die Menschen voller Dankbarkeit ganz besonders, die gerade voll im Einsatz sind für uns als Gemeinschaft, wo wir können. Zum Beispiel:
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- Kauft regional und stärkt die regionalen Märkte, unter Beachtung all den nötigen Vorschriften dafür. Es bringt nichts, jetzt alles zurück zuhalten, zu stornieren oder anzuhalten. Zum Beispiel:
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- Besucht den Wochenmarkt. Die Bauern haben solch frische, gesunde Sachen und freuen sich über den direkten Absatz. Sprecht Ihnen zu.
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- Im Supermarkt freuen sich auch regionale Anbieter über Käufe.
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- Zeitungen sind wieder im kommen. Echte, recherchierte Infos der Journalisten. Einfach mal gemütlich mit Zeit in der Küche die Berichte studieren und diskutieren.
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- Nehmt weiterhin die Handwerker, Dienstleister, Therapeuten in Anspruch, die erlaubt sind.
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- Kauft regional und stärkt die regionalen Märkte, unter Beachtung all den nötigen Vorschriften dafür. Es bringt nichts, jetzt alles zurück zuhalten, zu stornieren oder anzuhalten. Zum Beispiel:
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- Seid selbst ein Bespiel und Vorbild für achtsames Handeln. Humor ist klasse. Wertung und Sarkasmus entzweien, auch in den sozialen Medien. Die Grenze ist eng.
Liebe Grüße und fühlt Euch umarmt, Euer Michael & die TeamkollegenInnen