Beobachten ohne zu bewerten

„Die höchste Form menschlicher Intelligenz ist die Fähigkeit, zu Beobachten ohne zu bewerten“
 – Jiddu Krishnamurti 1974

Beobachten ohne zu bewerten, ist genaugenommen sehr einfach. Gleichzeitig ist dies die Hauptschwierigkeit. Wer von uns ist es gewohnt mit einer Videokamera mit Geruchssinn durchs Leben zu gehen. Denn genau das ist „Beobachten ohne zu bewerten“.

Wie sieht denn dumm, faul, hässlich oder langweilig, usw. aus? Diese Zuschreibungen oder Interpretationen sind subjektiv. Was für den einen hässlich ist, ist für jemand anderes wunderschön. Wer vielleicht Schwierigkeiten in der Rechtschreibung hat, kann trotzdem wunderschöne Geschichten schreiben. Bezeichnen wir vielleicht einen Fisch deshalb als dumm, nur weil er es niemals in seinem Leben schaffen wird einen Baum hochzuklettern (in Anlehnung an Albert Einstein)? Mit Sicherheit nicht!

Wir wissen ja, dass der Fisch durch seine Anatomie nicht dazu erschaffen wurde Bäume hochzuklettern. Warum neigen wir dann dazu, dies bei unseren Kindern zu tun? Vielleicht braucht dieses Kind nur eine andere Lernmethode die seinem primären Sinnessystem mehr entspricht. Wenn das Kind in der Lage ist fehlerhaft zu schreiben, müsste es doch theoretisch in der Lage sein fehlerfrei zu schreiben. Genau hier müssen wir ansetzen und danach schauen, was braucht das Kind, damit es dies lernen kann.

Bleiben wir aber bei dem Denken, dass Kind es dumm, weil es nicht fehlerfrei schreiben kann, ist es ausreichend dem Kind drei Mal mitzuteilen, dass es dumm ist um es zu glauben. Wenn nun das Kind ihnen das glaubt, wird es immer wieder versuchen ihnen recht zu geben und ihnen vielleicht auch zeigen wie dumm es noch sein kann. Weil es sie liebt. Weil sie die Eltern sind und es zu ihnen hinaufblickt. Weil es sie von klein auf als allwissend erlebt. Wie kann es sonst sein, dass sie wissen, dass es etwas angestellt hat, wenn es doch ganz ruhig war. Es ist mit Sicherheit nicht die Absicht, ihrem Kind zu vermitteln, es sei dumm. Vermutlich ist es ihnen gar nicht bewusst. Ihre wahre Absicht, ihre Sorge ist irgendwo darunter verdeckt und sie ist garantiert positiv. Genau die gilt es zu entdecken und in eine Sprache zu übersetzen, die verbindet.

Dieses Beispiel lässt sich leicht in andere Situationen übertragen. Ob im Beruf oder in der Partnerschaft, überall wo Kommunikation stattfindet entsteht eine Art von Beziehung. Wäre es nicht an der Zeit von dem Versuch der Erziehung weg zu kommen. Wohin wollen wir denn unsere Kinder hinziehen? Wer sagt uns denn, dass das Kind auch dahin will? Wenn ja, gut. Aber was, wenn nicht?

Vielleicht haben sie schon einmal von Menschen gehört oder gelesen die mit Pflanzen reden? Es heißt, dass wenn man liebevoll mit Pflanzen redet, sie sich besser entfalten können. Behandelt man sie jedoch gleichgültig oder grob gehen sie ein.

Beobachten ohne zu Bewerten ist der erste Schritt in der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Insgesamt gibt es 4 Schritte. Was wäre möglich, wenn wir diese Art der Kommunikation in jede unserer Beziehungen übertragen? Vor allem auch in der Beziehung zu uns selbst! Verändern wir uns selbst, schaffen wir vielleicht das was uns bisher als unmöglich erschien.